Pessimisten behaupten, dass nichts in dieser Welt sicher sei außer Steuern und der Tod. Da er gegen Letzteren keine Handhabe hat, nimmt es Donald Trump mit seiner Big and Beautiful Bill nun mit den Steuern auf. Mit diesem Gesetzesentwurf, der auf 1.117 Seiten alle wesentlichen Prioritäten der Trumpschen Agenda bündelt, drohen das Haushaltsdefizit und die Staatsverschuldung weiter anzuschwellen.
Erst auf den gar nicht so sanften Druck des Präsidenten auf seine eigenen Parteifreunde hin sowie dank der Bestätigung jenes Spruchs der Pessimisten* stimmte eine denkbar knappe Mehrheit der Abgeordneten (von 215 zu 214 Stimmen) für das Gesetzesvorhaben. Nachdem das Paket also durch das Repräsentantenhaus geboxt wurde, wandert es nun weiter zum Senat und soll vor dem symbolträchtigen Datum des 4. Juli verabschiedet werden.
Wie es der Zufall will, hat Moody’s just zum selben Zeitpunkt beschlossen, die Bonität der Vereinigten Staaten von AAA zu AA1 herabzustufen, da die Ratingagentur nunmehr von einem Anstieg des Staatsdefizits auf 9 % des BIPs in den kommenden zehn Jahren ausgeht, gegenüber 6,4 % im Jahr 2024. Zur Erinnerung: S&P hatte den USA bereits 2011 die Bestnote entzogen, Fitch im Jahr 2023. Die Travel-and-Arrive-Reaktion der Märkte am Tag der Rating-Bekanntgabe lässt darauf schließen, dass diese Entscheidung weithin erwartet worden war: Nach einer anfänglichen Aufwärtsbewegung schlossen die Renditen der zehn- und dreißigjährigen US-Staatsanleihe am fraglichen Börsentag im Minus.
Dass die Herabstufung durch Moody’s geräuschlos verpufft ist, liegt jedoch in erster Linie an dem Misstrauen, mit dem die Märkte schon weit vor dieser Entscheidung auf die amerikanische Haushaltspolitik blickten. Berechnungen des CRFB** zufolge dürften die Ausweitung der Steuergutschriften aus dem Jahr 2017 (Tax Cuts & Jobs Act) sowie die jüngst beschlossenen Entlastungen im kommenden Jahrzehnt mit Kosten zwischen 3,3 und 5,2 Billionen Dollar zu Buche schlagen – je nachdem, ob einzelne Maßnahmen vorübergehender oder dauerhafter Natur sein werden. Die Quittung gibt es von den internationalen Anlegern, die 2025 einen Bogen um US-Treasuries machen. Bei einer Auktion Ende Mai war die Nachfrage verhalten; die 30-jährige US-Staatsanleihe fand erst bei einem Zinsversprechen oberhalb der psychologisch bedeutsamen Marke von 5 % Abnehmer, und das Papier Microsoft 2027 wird mittlerweile mit einem negativen Spread gegenüber US-Staatsbonds mit derselben Fälligkeit gehandelt. Selbst der IWF sah sich genötigt, medienwirksam eine Rückführung des amerikanischen Haushaltsdefizits anzumahnen.
Wenig überraschend geht der Renditeanstieg bei US-Anleihen langer Laufzeit mit einem Anziehen der Laufzeitprämie einher. Diese stellt die Belohnung der Anleger dafür dar, dass sie länger laufende Anleihen halten (anstatt kurzlaufende Papiere zu rollieren). In welcher Größenordnung sich dieser ‚Bonus‘ bewegt, lässt sich nicht direkt am Markt ablesen, sondern nur anhand ökonometrischer Modelle wie jenem der New Yorker Fed ableiten. Diesem Modell zufolge hat die Prämie bei der zehnjährigen Anleihe auf knapp 1 % zugelegt, nachdem sie im Zeitraum 2014-2024 aufgrund der unkonventionellen Geldpolitik der Fed überwiegend im negativen Bereich lag.
Angesichts der „ekelhaften Abscheulichkeit“, als welche Elon Musk die Trumpschen Haushaltspläne jüngst titulierte, ist nun die von Adam Smith beschriebene „unsichtbare Hand“ des Marktes in ihrer modernen Gestalt der ‚Anleihewächter‘ eingeschritten: Die annualisierte Performance über zehn Jahre von US-Staatsanleihen mit langen Laufzeiten liegt mit -1 % auf einem Allzeittief. Damit findet sich dies Anlageklasse jetzt in derselben Situation wieder wie Aktien im Jahr 2009 (-3,4 %, die schlechteste Jahresperformance auf Zehnjahressicht seit 1939) oder Rohstoffe im Juni 2018 (-7,7 %).
Eine derart drastische Underperformance in Kombination mit der Rückkehr einer von höheren Renditen (der für zehnjährige Papiere verlangte reale Zinssatz ist auf ein zuletzt 2008 gesehenes Niveau vorgerückt) angelockten internationalen Anlegerschaft und der im zweiten Halbjahr greifenden Reform der ergänzenden Verschuldungsquote oder SLR***, mit der die für amerikanische Banken geltende Auflage gelockert wird, Staatsanleihen vorzuhalten, dürfte es dem tiefsten Anleihemarkt der Welt jedoch nicht schwerfallen, die Strafbank wieder zu verlassen.
*Im Lager der Demokraten gab es seit Beginn 2025 drei Todesfälle.
**Committee for a Responsible Federal Budget: Beim „Ausschuss für einen verantwortungsvollen Bundeshaushalt“ handelt es sich um eine gemeinnützige Einrichtung für öffentliche Politik mit Sitz in Washington, D.C., die sich mit haushalts- und steuerpolitischen Fragen auf US-Bundesebene befasst (Wikipedia).
Pierre Pincemaille, Generalsekretär der Verwaltung., am 6. Juni 2025.

Dieser Artikel stellt weder ein Kaufangebot noch eine Anlageempfehlung dar. Diese Werbeunterlage ist ein vereinfachtes Präsentationsinstrument und stellt weder ein Zeichnungsangebot noch eine Anlageberatung dar. Die in der Vergangenheit erzielte Performance bedeutet keine Prognose für die Zukunft. Verwaltungskosten sind in der Wertentwicklung enthalten. Die Performances sind von DNCA FINANCE berechnet.
DNCA Investments ist eine Handelsmarke von DNCA Finance.